Filme voller spektakulärer Action und wissenschaftlicher Wunder, davon kriegen wir einfach nie genug. Zu dumm nur, dass all die coole Action und all die faszinierende Wissenschaft meistens genauso fiktional sind wie die Charaktere und die Handlung.
Mit den Fakten nimmt es die Traumfabrik Hollywood (und nicht nur die) nicht so genau, Hauptsache, es ergibt sich ein schön runder, spannender Film und wir haben Spaß beim Zuschauen. Alles andere ist nebensächlich.
So haben sich manche wissenschaftlichen Unwahrheiten längst bei uns festgesetzt, Dinge, die wir oft gar nicht mehr hinterfragen, sondern einfach akzeptieren oder ausblenden, weil man ihnen ohnehin überall begegnet. Sie gehören quasi schon zum guten Hollywood-Ton. Was aber nichts daran ändert, dass sie falsch sind. Hier entlarven wir ein paar gängige Wissenschafts-Märchen und Klischees, die uns in Filmen immer und immer wieder aufgetischt werden. So sehr, dass man versucht wäre, sie zu glauben, wenn es man nicht besser wüsste. Und wer in diesem Special geschmökert hat, weiß es definitiv besser!
Gerne könnt ihr selbst noch etwas beisteuern, wir wollten uns auf die wichtigsten Phänomene konzentrieren und haben bestimmt nicht alles abgedeckt. Auch falls sich irgendwo der Fehlerteufel eingeschlichen hat, sind wir für Hinweise dankbar. Haut in die Tasten und kommentiert, was das Zeug hält!
Chloroform haut einen auf der Stelle um
Den guten alten Chloroform-Trick kennen wir doch alle, er wird ja in unzähligen Filmen erfolgreich angewendet. Nichts garantiert schnelleres Einschlafen als ein Chloroform-getränktes Tuch, das dem ahnungslosen Opfer ins Gesicht gedrückt wird. Und schon schlummert es tief und fest und stundenlang. In Wirklichkeit aber funktioniert das nicht so einfach. Chloroform braucht mehrere Minuten, bis es wirkt und jemanden ins Land der Träume schickt. Wenn derjenige dort bleiben soll, muss er dem Zeug auch permanent ausgesetzt sein. Aber Opfer, die sich erst noch fünf Minuten lang wehren, bevor sie wegdämmern, kommen in Filmen eben nicht gut.
Man kann Laserstrahlen sehen
Egal, ob Iron Man mit Laserstrahlen um sich feuert, irgendein Weltraumheld oder sonst jemand - eine wissenschaftliche Tatsache missachten Filme generell, des Spektakels wegen. Dem Zuschauer soll visuell ja auch was geboten werden. Wer schon mal einen Laserpointer benutzt hat, weiß, dass man einen Laserstrahl nur dann sieht, wenn er auf ein Objekt trifft. Eine Wand zum Beispiel. Und selbst dann sieht man nicht den Strahl an sich, sondern nur seinen "Endpunkt". Es sei denn, ihm sind lauter winzige Partikel (Rauch, Staub, Nebel usw.) im Weg, die dafür sorgen, dass sich das gebündelte Licht streut. In dem Fall wäre er sichtbar, sonst nicht. Trotzdem, was wären Science-Fiction-Filme ohne all die schönen Laserkanonen?
Radioaktive Strahlung verleiht Superkräfte
Was stimmt, ist, dass radioaktive Strahlung genetische Mutationen verursacht. Und diese Mutationen könnten späteren Generationen einen kleinen evolutionären Vorteil verschaffen. Allerdings muss man hier zwei Wörter betonen: "könnten" und "Generationen". Soll heißen, es muss nicht so sein und macht sich wenn, dann in der Regel erst sehr langfristig bemerkbar. Eine viel wahrscheinlichere, kurzfristige Folge von genetischer Mutation durch Verstrahlung wäre Krebs, was ja definitiv keine Superkraft ist. Sorry, Bruce Banner. Das mit dem Grün-Anlaufen haut realistisch gesehen nicht hin.
Radioaktive Objekte leuchten
Wenn wir schon dabei sind, können wir ja auch noch kurz beim Thema Strahlung bleiben. Filme haben uns gelehrt, dass radioaktive Objekte leuchten. Daran erkennt man, dass sie radioaktiv (und gefährlich) sind. Würde man also an einem leckenden Kernreaktor vorbeischlendern, würde man anschließend ein bisschen glühen, oder? Schön wär’s, aber die Wahrheit ist viel enttäuschender. Etwas Radioaktives lässt sich höchstens dann zum Leuchten bringen, wenn es mit Phosphor in Kontakt kommt. Und das ist selbst nach Hollywood-Maßstäben eher unwahrscheinlich.
Dinosaurier können per Dino-DNA geklont werden
Klonen ist etwas, das Schafen gelegentlich zustoßen kann, aber nicht Dinosauriern - so toll ein Jurassic Park oder eine Jurassic World auch wären. Obwohl in besonders gut erhaltenen Überresten manchmal Dino-DNA gefunden wird, eignet sie sich doch nie, um damit echte Dinosaurier zu züchten. DNA zerfällt im Laufe der Zeit, bleibt maximal 6,3 Millionen Jahre stabil und ist fürs Klonen schon lange vorher unbrauchbar, was es auch sinnlos macht, im Blut urzeitlicher Mücken nach Erbgut zu suchen. Die jüngsten Dinosaurier lebten schließlich vor 65 Millionen Jahren. Mit anderen Worten: Sofern nicht noch Zeitreisen möglich werden, können wir uns das Dino-Klonen aus dem Kopf schlagen. Irgendwie schade.
Schrotflinten ballern einen quer durch den Raum
Die Shotgun oder auf Deutsch Schrotflinte, immer eine beliebte Waffe unter Actionhelden. Arnold Schwarzeneggers T-800 schwört drauf und ist nicht der einzige. Sieht ja auch zu cool aus, wenn ein Bösewicht durch eine Tür oder ein Fenster geschossen wird und der Gute ihm lässig hinterhergrinst. Was in der realen Welt aber nie passieren würde. Das dritte newtonsche Gesetz (Actio und Reactio) nämlich besagt, dass es zu einer Kraft immer eine gleich große Gegenkraft gibt, die entgegengesetzt wirkt. Wenn der Böse also rückwärts fliegt, würde der Rückstoß der Flinte unseren Helden ähnlich weit in die andere Richtung schleudern. Dadurch sähe er dann weniger cool aus, weshalb Filmemacher an dieser Stelle gerne ein Auge zudrücken.
Wissenschaft geht ratzfatz
Auf manche Dinge kann man sich einfach verlassen. Egal, wie wenig Zeit ihnen noch bleibt oder wie verzwickt ein Problem erscheint, Film-Wissenschaftler finden für alles immer rechtzeitig eine Lösung. Und wenn es in letzter Sekunde ist. Spannend und erleichternd ja, aber auch völlig unrealistisch. Wofür reale Wissenschaftler Jahre brauchen, das schaffen ihre filmischen Pendants in Bruchteilen dieser Zeit, so genial sind sie. Man denke da nur an all die forensischen Crime-Serien: Ein neu entdecktes Beweisstück soll analysiert werden? Kein Problem, bis morgen ist alles fix und fertig und der Mörder schon so gut wie gefasst. Ja, klar...
Man kann Explosionen im Weltraum hören
Zu jeder Space Opera, die was auf sich hält, gehören zünftige Weltraumschlachten. Es macht einfach Laune, zu sehen und zu hören, wie Raumschiffe mit viel Krawumm explodieren oder sich mit ihren Laserkanonen beharken. Wer kennt ihn nicht, den typischen Sound der X-Wings und TIE Fighter? Oder das dumpfe Dröhnen, wenn sich ein mächtiger Sternenzerstörer ins Bild schiebt? Nur dass nichts davon der Realität entspricht. Im Weltraum hört man gar nichts, weder Explosionen noch sonst irgendetwas. Alles geht lautlos vonstatten, weil sich der Schall im Vakuum nicht ausbreiten kann. Schallwellen sind Luftschwingungen, die wir durch unseren Gehörsinn als Geräusche wahrnehmen, aber wenn es - wie im Weltall - keine Luft gibt, gibt es auch kein Geräusch.