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Thirteen Days

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Thirteen Days Kritik

Thirteen Days Kritik

Thirteen Days Kritik
0 Kommentare - 30.06.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Thirteen Days" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Oktober 1962, inmitten auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs. Der amerikanische Geheimdienst findet heraus, daß die Sowjetunion Mittelstreckenraketen auf Kuba stationieren wollen. Die Situation droht zu eskalieren und Präsident John F. Kennedy (Bruce Greenwood) ist gezwungen zu handeln. Doch er möchte seine demokratischen ideale nicht aufgeben. Dabei gerät er in Konflikt mit seinem Militär, daß ihm misstraut und in seiner Handhabung der Situation für zu weich hält. Sie wollen die Raketen zerstören und anschließend eine Invasion auf Kuba starten. Unterdessen kann sich Kennedy nur noch auf seinen Bruder Robert (Steven Culp) und seinen Berater Kenneth O’Donnell (Kevin Costner) verlassen.

In den 1960er Jahren durfte die Welt einiges erdulden. Die Wunden, die der abartige 2. Weltkrieg hinterlassen hatten, begannen langsam aber sicher, sich in etwas Mahnendes zu verwandeln, während eine gänzliche Heilung nur schwer vorstellbar schien. Doch die Zeit der Trauer und des Bedenkens war auch eben in jeden Tagen fast schon wieder vorbei, denn die Frage nach einer neu anbahnenden Katastrophe für die Welt, stellte alles bisher dagewesene in den Schatten. Der Kalte Krieg kann von abgeklärten Beobachtern vielleicht als etwas gedeutet werden, wo zwei sehr kleine Hunde sehr lautstark und damit penetrant bellen. Nun, ob man aber so blauäugig sein darf und immer von einem Happy End ausgehen kann, darf bezweifelt werden. Tatsächlich ist Thirteen Days eine Abhandlung über jene dreizehn schicksalsträchtigen Tage, die die Kennedy-Regierung und damit die Welt in einen Atomkrieg hätten führen können. Ist natürlich nicht so gekommen und generell muss man sagen, daß bloßes Darstellen einer historischen Tatsache nicht immer auch das ist, was so wirklich das Weltgeschehen beeinflussen wird. Daß der Film natürlich Jahre später noch einmal große Relevanz haben würde, konnte man damals nicht wissen und somit verbleibt das Gefühl, daß Roger Donaldsons Werk tatsächlich ein wenig belanglos oder themenspezifisch daherkommt. Denn warum wurden jene schwarzen Tage in jenen Tagen in Filmform wieder aufgegriffen? Einen wirklich tiefsinnigen Grund abseits von Unterhaltung kann es da eigentlich nicht gegeben haben. Vielleicht ist es sogar ein wenig Oscar bait. So richtig beantworten kann man das aber wohl nicht.

Spannung generiert Thirteen Days aber dennoch und wie er das macht ist eigentlich ziemlich beeindruckend. Nun ist es vielleicht etwas seltsam, daß ein Film, der ein solches Thema aufbereitet, durchaus kritisch mit gewissen innerpolitischen Themen umgeht. Immerhin geht es hier irgendwo auch um einen gewissen Patriotismus. Herrscher, besonders Herrscher der freien Welt, dürften sich davon nicht befreien. Kennedy wird hier relativ durchdacht und seinen Mitstreitern überlegen gezeichnet. Quasi im Alleingang soll er nach Meinung des Films die Kubakrise für den Erhalt der Welt entscheiden haben. Nun ja, man muss das nicht für Vollnehmen. Tatsächlich ist aber auch die Frage, was Thirteen Days überhaupt sein soll. Die Abhandlung eines Wikipedia-Eintrags oder doch ein Polit-Thriller im dramatischen Segment. Und letzteres ist hier definitiv der Fall. Während vor allem die Freundschaft zwischen Kennedy und Kenneth O’Donnell hier über Leben und Tod entscheidet, kann man sagen, daß der Film ungewöhnlich spannend daherkommt. Nun klar, als historisch gebildeter Mensch oder Mensch mit keiner allzu großen Bildungslücke weiß man irgendwo, wie die Kubakrise ausgegangen ist. Tatsächlich ist das ja auch nicht der Anspruch, den man haben sollte und so steht doch eher die Frage im Raum, worum es eigentlich in Thirteen Days gehen soll. Einige Anhaltspunkte liefert das Werk und zentral ist die Frage, wie Menschen mit Verantwortung umgehen. Donaldson lässt den Film spannend werden, indem er quasi die gesamte Zeit über dem Westen, wie dem Osten Pistolen auf die Brust drückt. Und alle Beteiligten warten eben darauf, daß der erste abdrückt und hoffen, daß es niemand tun wird.

In gewisser Weise spielt der Glaube an das Gute und an den Frieden hier eine Rolle. Wenn man das historisch betrachtet und da Grenzen und Bewegungen beobachtet, dann stimmt es irgendwo auch. Der Film ist geschickt darin, Krisen, die die gesamte Welt betreffen, zu personalisieren. Dabei schafft er zwar wie gesagt einen Heldenmythos um Kennedy und auch die Tatsache, daß hier über das Volk hinweg-entscheiden wird, lässt zumindest den Raum offen dafür, wie Demokratie eigentlich funktioniert. Es ist eine Metapher, eine wahr gewordene sozusagen. Denn wie auch ein Film oder ein Drama, ein Theaterstück große Themen auf einzelne Individuen überträgt, so wird das Schicksal der Welt hier auf einzelne übertragen. Der Eindruck entsteht und bestätigt sich, daß niemand, keiner dieser großen Experten eigentlich weiß, was vor sich geht und dadurch weiß es der Zuschauer eben auch nicht. Thirteen Days könnte bei allem, was da passiert, auch jeden Moment in eine Katastrophe münden, was eben bei der unberechenbaren Ader dieses Themas auch nicht unglaubwürdig wirken würde. Daß heißt, wenn die Macher hier eine fiktionale Alternative zur Realität schaffen würden, wäre man nicht verblüfft. Und dann, paradoxerweise, wäre man es irgendwo schon, weil das konträr zu einer herkömmlichen Biographie stünde. Klar, eine gewisse Antidemokratie wird gepflegt, indem man die Presse bei allem Planen ein wenig außen vor lässt. Das ist vielleicht aber auch gut, immerhin verderben zu viele Köche ja immer den Brei und es ist ja auch so, daß gewählte Volksvertreter eben genau diese Aufgabe von ihren Wählern bekommen.

In Thirteen Days entscheiden häufig Egos und irgendwelche verkrusteten Männlichkeitsphänomene über Leben und Tod. Es wirkt fast wie ein Spiel im Kindergarten, wenn alle Beteiligten im Oval-Office zusammen kommen und darüber debattieren, ob die Sowjetunion nun angreifen wird, oder eben nicht. Natürlich könnte man dem Film vorwerfen, daß er fast ausschließlich die amerikanische Sicht der Dinge zeichnet. Doch es ist eben ein moderner und falscher Ansatz Dinge, die nicht gezeigt werden, als Diskriminierung zu empfinden. Das Schlottern in den Beinen wird hier ganz klar auch auf Seiten der Sowjetunion stattfinden und der Versuch zum Dialog ist auch dort genauso groß. Der Film handelt im Prinzip von der Deutung von Signalen und Zeichen. Wenger sind es Fakten, als eben die Hoffnung auf eben jenes Happyend. Dabei erinnert das so ein wenig an Arrival (2016), in welchem ebenfalls Kommunikation eine wesentliche Rolle spielt. Und das ist dieser Film auf jeden Fall, eine Auseinandersetzung mit dem Thema Kommunikation. Klar, man muss darin natürlich keine Tiefgründigkeit erkennen, weil es dem Menschen auch unmöglich ist, nicht zu kommunizieren. Auf der anderen Seite funktioniert das als Genre-Film durchaus sehr, sehr gut. Interessant ist dennoch, daß der Film trotz seiner Vielzahl an Figuren so intim daherkommt. Der Großteil der Geschichte spielt im Weißen Haus und es wirkt alles so klein, die gesamte Welt in einem Zimmer. Wie bei dem Entwickeln eines Spielkonzeptes von einem Kind. Absurd, aber irgendwo genial.

Ein kleiner Wermutstropfen Pathos gelangt in Thirteen Days. Weniger nüchtern, aber emotional aufgeladen. Und dafür ein hoch spannender Thriller, der trotz der Aufarbeitung von Fakten zum Nachlesen, irgendwie spannend bleibt. Besonders die Darstellung verschiedener Meinungen gelingt hier gut und es ist ein Minimalismus, aus dem man das Maximum zu schöpfen vermag.

Thirteen Days Bewertung
Bewertung des Films
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