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Rambo - Last Blood

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Rambo: Last Blood Kritik

Rambo - Last Blood Kritik

Rambo - Last Blood Kritik
0 Kommentare - 30.06.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Rambo - Last Blood" ist.
Rambo - Last Blood

Bewertung: 3.5 / 5

John Rambo (Sylvester Stallone) lebt zurückgezogen auf einer Ranch. Seine Haushälterin Maria (Adriana Barraza) und er haben ein familiäres Verhältnis, wie auch ihre Tochter Gabriella (Yvette Monreal). Als diese eines Tages von einem mexikanischen Kartell entführt wird, daß junge Frauen zur Prostitution zwingt, macht sich Rambo erneut auf den Weg zum Kämpfen. Er schließt sich mit der freien Journalistin Carmen Delgado (Paz Vega) zusammen, deren Schwester ebenfalls vom Kartell entführt wurde. Zusammen nehmen sie den Kampf mit den Verbrechern auf.

Maßgeblich übertrieben ist es nicht, John Rambo als Relikt vergangener Tage zu bezeichnen. In einer Zeit des Krieges wurde das, was mit Rambo (1982) so hoffnungsvoll als Gegenkonzept zu dem Liberalismus begann, im Laufe der Jahre schnell zu Propaganda-Zwecken missbraucht und es entstanden Filme, die zumindest aus retrospektiver Sicht heraus, nur noch das geopolitische Würfelspiel der amerikanischen Außenpolitik nachstellten. Zum Ende der 2000er wagte man mit John Rambo (2008) das Relikt in eine neue Zeit und einen neuen Konflikt zu befördern und das gelang ehrlich gesagt nicht sehr gut. Nun dauerte es wieder mehr als ein ganzes Jahrzehnt, daß Sylvester Stallone seine zweite Paraderolle wiederbelebte und wieder war klar, daß Rambo: Last Blood die Gemüter spalten und polarisieren würde. Nun, man kann dem Film auf filmtechnischer Ebene schon einiges vorwerfen. So den durchaus mehr fragwürdig zusammen klamüserten Plot oder auch die pseudo-philosophische Annäherung an das Konzept von Rambo als Jäger. Sicherlich ist das eine Hommage, aber wenn das Gesamtgefüge so albern daherkommt, dann ist es eine wenig gelungene. Nun ist aber die Frage, wohin man Rambo: Last Blood rein filmisch verfrachtet. Und das ist nun eine der schwersten Fragen überhaupt.

Um Rambo: Last Blood übergeordnet zu verstehen, ist es wichtig ihn politisch einzuordnen und das, was sich in vielen Stallone-Filmen der späten 1980er Jahre abspielte. John Rambo ist als Figur eben kein liberaler, sondern ein Mensch, der sehr abgeklärt und wenig optimistisch in die Welt blickt. Ähnlich wie Clint Eastwood in seinem Spätwerk verkörpert Stallone hier einen Mann, der vom „System“ des neoliberalen, aber auch des Rechten Amerikas irritiert und enttäuscht ist. Mahnende Worte spricht er seiner Stieftochter Gabrielle zu, die sich auf den Weg nach Mexiko machen möchte, um ihren leiblichen Vater kennenzulernen. Allein diese Ausgangslage ist politisches Dynamit und damit zeigt sich auch, daß Rambo vielleicht doch noch kein richtiges Relikt ist. Im Prinzip wurde der Film so gedeutet, daß er Mexiko als Land zeichnet, in dem Gewalt und anarchistische Zustände herrschen. Gangs und mafiöse Vereinigungen haben das sagen und man kann nicht abstreiten, daß Rambo: Last Blood sicherlich das Bild eines Mexikos zeigt, daß vermieden werden sollte. Deshalb ist John Rambo auch so warnend. Aus unerfindlichen Gründen, sieht er das, was da kommen muss, schon voraus und so wird seine Ziehtochter eben von Menschenhändlern entführt. Nun, klar, damit zeichnet Regisseur Adrian Grünberg das Bild, ein Bild von Mexiko, daß so oder so ähnlich auch auf einer Wahlkampfveranstaltung der Hardliner-Republikaner stattfinden würde.

Nun ist also klar, warum die liberale Presse und das liberale Hollywood diesen Film gescholten haben. Doch Stallone spricht hier zur Überraschung vieler eben auch ein Problem an, wofür der Liberalismus keine Lösung kennt. Denn Mexiko hat diese Probleme und es hat sie nicht, weil die Trumpisten in den Staaten das einfach behaupten würden, sondern weil die Lebensbedingungen aus diversen Gründen eben nicht gerade großartig sind. Das heißt also, daß Rambo: Last Blood einen aktuellen Gegenentwurf zur liberalen Gesellschaft bildet und eben mit Themen konfrontiert, auf die der Liberalismus bis dato auch keine Antworten hat. Unterfüttert wird diese Ideologie durch Grünberg Franchise-Getreu mit absurden Gewaltspitzen. Gerade zum Finale hin lässt man sich da nicht lumpen und Rambo: Last Blood wird dann wiederum sehr ekelhaft. Daß aber auch insgesamt ein differenziertes Bild von Einwanderern stattfindet, ist eben anhand der Zweckfamilie von Rambo klar. Sie sind naiv, sie sind die Liberalen, die so blauäugig nach Meinung des Films in die Welt schauen. Und da der Staat hier, ob gewisser Grenzen, einfach versagt, muss Rambo eingreifen und die Familie zurückholen und beschützen. Es ist ein drastisches Bild, daß der Film da zeichnet und generell ist Rambo: Last Blood einfach gut darin, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen. Es gibt keine Antworten, denn auch das Auflehnen gegen das System, macht Rambo erneut sehr einsam und er ist eben auch einfach nicht mehr dazu in der Lage. Also rein körperlich zumindest.

Das resultiert dann natürlich in einer gewissen Hoffnungslosigkeit und Melancholie, die Grünberg zum Bedauern des Zuschauers mit Familien-Philosophie aus dem Brigitte-Ratgeber kombiniert. Nein, daß musste nicht sein. Doch anders als viele moderne Hollywood-Produktionen biedert sich Rambo: Last Blood auch nicht einfach einem Zeitgeist an. Das sorgt natürlich irgendwo auch dafür, daß der Film fast anachronistisch erscheint. Aber das war Rambo ja auch bereits im direkten Vorgänger. Und dann erscheint das, was letzten Endes Auslöser der Geschichte ist, fast wie eine Umkehr klassischer Story-Mechanismen. Es geht auch hier, wie in so vielen Hollywoodprodukten nämlich um Väter. John Rambo ist Ziehvater von Gabriela Beltran. Sie wiederum träumt davon, ihren Vater kennenzulernen. Denn wie das nun mal in Hollywood ist, Menschen können keine eigene Existenz mehr entwickeln und sind nur noch das Produkt ihrer Eltern. Nach einem kleinen Streit also begibt sie sich auf den Weg nach Mexiko zu ihrem Vater. Dieser will nichts von ihr wissen und durch eine Freundin gerät sie schließlich in die Fänge von Menschenhändlern. Nun sind Väter grundsätzlich ein schwieriges Thema im Film und es ist hier beachtlich, daß die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, mehr noch der Vergangenheit des Vaters, das Kind oder die junge Frau in eine Katastrophe führt. Sie hat keine Identität und muss im Laufe der Geschichte eine für sich finden, oder sie verendet eben.

Wenn man sich die Gruppe von Menschenhändlern hier so anschaut, dann bekommt man unweigerlich den Eindruck, es handle sich hier um die Versinnbildlichung von Andrew Tate. Sie sind bedrohlich, wenngleich auch nicht allzu muskulös und stellen dadurch irgendwie das Pendant zum wortkargen John Rambo nach. Er redet nicht, er tut. Wenngleich das Liberale Hollywood darin vielleicht reine Männerphantasien betrachtet, ist John Rambo immer noch ein Realist. Denn es geht hier darum, dem Menschen physisch überlegen zu sein und daher kommentiert die der Film auch so gut die liberale Ideologie, ohne sie wirklich zu werten. Selten sieht man noch so beobachtende Figuren, wie es Rambo: Last Blood zustande bringt. Und das ist außergewöhnlich angenehm.

Ein Abgesang an eine Ikone. Rambo: Last Blood ist der beste Rambo-Film seit dem ersten. Natürlich ist das kein allzu großer Schritt und dennoch sticht der Film als Politikum in das ideologisch durchtränkte. Ein differenzierter Blick auf tatsächliche Probleme, der zum Glück auch keine Antworten liefert, die befriedigend sind. Es ist komplexes Konstrukt, das da geliefert wird und das macht den Film so sehenswert.

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Rambo - Last Blood Bewertung
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