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Nobody

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Nobody Kritik

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Nobody Kritik
0 Kommentare - 30.06.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Nobody" ist.
Nobody

Bewertung: 3.5 / 5

Hutch (Bob Odenkirk) lebt ein unauffälliges Leben. Der Vorstadt-Familienvater fällt unter anderen kaum auf und wird zumeist ignoriert. Als eines Nachts zwei Verbrecher in sein Haus einsteigen, muss er seine Familie verteidigen. Doch eigentlich lehnt er jede Form von Gewalt ab. Als sein Sohn Brady (Gage Munroe) sich daraufhin enttäuscht von seinem Vater abwendet und auch seine Frau Becca (Connie Nielsen) Distanz sucht, sieht Hutch bald rot. Er findet eine dunkle Seite in sich und geht auf den Pfad der Gewalt über. Und was niemand weiß ist, daß er eigentlich mal ein Auftragsmörder im Dienste der Mafia war.

Filme und Realitätsflucht. Es sind eigentlich Themen, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht zusammengehören. Immerhin ist das eine – je nach Werk – Unterhaltung oder der Spiegel der Gesellschaft und das andere ein mehr oder minder bewusster psychischer Vorgang, der den Alltag zum Feind nimmt. Dabei passen sie mitunter ganz gut zusammen, wenn man eben den richtigen Film vor sich hat. Was nicht heißen soll, daß das Kino nicht auch mal herausfordernd sein darf. Allerdings sieht man sich am Ende des Tages wohl doch lieber einen Terminator (1984) an als einen Der schmale Grat (1998). Nun ist Nobody weder das eine noch das andere, aber durchaus ein Paradebeispiel für einen Film, der der Realität entflieht und das Paradoxe daran ist, daß er mit Dingen wirbt, die eigentlich real anmuten und zumindest bei weitem nicht so ästhetisiert und künstlerisch anmuten, wie etwa im Genre-Vetter John Wick (2014). Daß Realitätsflucht hier aber auch auf einer anderen Meta-Ebene stattfindet, dürfte anhand der Prämisse deutlich werden. Denn handeln tut Nobody von einem Mann, der ein unglaublich klischiertes Leben als Familienvater in der Vorstadt führt. Und das ist interessant, immerhin kann man im amerikanischen Mainstream-Kino eigentlich darin immer die Vollendung des Seins finden. Wir schützen die Familie, wir lieben unsere Familie, wir sind unsere Familie. Familie, bla bla bla, Familie.

Nobody ist im Prinzip die Versinnbildlichung einer Midlifecrisis. Ein Mann, der mit seiner Ehefrau nicht mehr zufrieden ist und nur noch Zwecks Ängsten und dem gesellschaftlichen Druck zusammenlebt. Weiterhin sind es vielleicht ein paar Kinder, die ihn nerven und auch die Tatsache, daß sein Job wahrlich öde ist. Einen tatsächlichen Verweis zu dieser These findet sich dann auch im Nachbarn von Hutch, der natürlich geschlechtergemäß einen Sportwagen erworben hat, von dem der entnervte Mann nur träumen kann. Dann wiederum nimmt das Unheil natürlich seinen Lauf und er gerät an die falschen Leute. Ab diesem Punkt, wo sich Nobody tatsächlich in die Geschichte hinentwickelt, ist der Film auch eigentlich nicht mehr einfach nur eine Hommage an die große Filmreihe von Chad Stahelski. Es ist im Prinzip ein Remake und das sollte auch niemanden verwundern. David Leitch fungiert hier als Produzent und das Drehbuch stammt von John Wick-Schöpfer Derek Kolstad. Insofern ist es vielleicht auch die völlig falsche Herangehensweise zu denken, man bekäme hier einen originären Stoff serviert. Das ist der Film mitnichten. Gleichwohl funktionierte auch ja auch der Vetter nicht gerade wegen einer originellen oder vielschichtigen Idee. Und in dem Segment, in dem er funktionieren soll, bildet Nobody tatsächlich so eine Art Antithese zu John Wick. Hier steht nämlich nicht die ästhetisierte Schönheit der Gewalt im Vordergrund, sondern die Brachialgewalt.

So prügelt sich Mansell durch Unmengen an Menschen, und schlägt sich dabei die Hände blutig und der Körper kommt zur vollendeten Erschöpfung. Wie Odenkirk diesen Kraftakt verkörpert, ist indessen recht eindrucksvoll. Wenngleich der Film auch nicht wirklich einen Stellenwert auf irgendwelches Schauspiel legt. Unterdessen liegt ein großer Kontrast im Familienleben, das hier dargestellt wird. Wie gesagt, dahingehend ist die Idee nicht originell, allerdings ist es schon interessant, daß Regisseur Naishuller den Gedankengang in den Raum wirft, daß es gute, wie auch schlechte Familien geben muss. Denn wenn sich etwas zeigt, dann, daß es beides wirklich gibt. So ist natürlich klar, daß Mansell als liebender Vater der Gewalt zunächst abgeschworen hat. Eine andere Lösung lässt man zwar nicht gänzlich zu, aber ja, die Gewalt ist nur dann notwendig, wenn der Staat versagt oder man der Auffassung ist, daß man das besser hinbekommt, als der Staat. Dem gegenüber steht natürlich Kuznestov, der Mansell zum Ziel erklärt und damit nicht nur die staatliche Fürsorge ad absurdum führt, sondern auch natürlich das breite Westernklischee reproduziert. Denn auch dahingehend ist Nobody im Prinzip ein Remake. Es ist ein Western, in anderem Gewand und man würde es auch nicht so nennen, weil die oberflächlichen Manierismen natürlich ganz anders wirken. Aber ja, es ist ein Western.

Und im Segment der schwarzen Komödie findet sich das Werk dann erstaunlicherweise auch wieder. Nun kann man darüber streiten, ob es humoristisch aufgeladen oder interpretiert ist, wenn ein Odenkirk mit seinem Film-Vater Christopher Lloyd in die Schlacht zieht und coole Sprüche drückt. So oder so wird es aber unweigerlich irgendwann zur Komödie und dann muss man sagen, ist der Film durchaus auch lustig.

Im Fahrwasser der Großen will Nobody sicherlich nicht mitschwimmen. Eher bei den renommierten und das macht ihn vielleicht nicht originell, aber irgendwie ja schon, weil der Film damit seine Nische hat. Es ist einfach absurd und irgendwie unterhaltsam das zu sehen.

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710

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