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Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger

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Life of Pi. Schiffbruch mit Tiger Kritik

Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger Kritik

Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger Kritik
0 Kommentare - 03.07.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger" ist.
Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger

Bewertung: 4 / 5

Pi Patel (Surja Sharma) ist der Sohn eines indischen Zoodirektors. Zusammen mit seiner Familie reist er auf einem Ozeandampfer, auf dem auch viele Tiere untergebracht werden. Das Ziel der Familie ist Amerika. Doch bei ihrer Reise geraten sie in einen Sturm und Pi treibt schließlich auf einem Rettungsboot auf dem Ozean. Der einzige mit Überlebende auf dem kleinen Boot ist ein gefährlicher bengalischer Tiger. Zunächst hat Pi panische Angst, doch kann bald eine Verbindung zu dem Tier aufbauen.

Ein Junge auf einem Boot im Meer und unter einem Verdeck liegt ein bestialischer Tiger. Was klingt, wie der Beginn eines Witzes ohne Pointe, ist in Wahrheit die Geschichte für einen Film, der schon allein ob dieser skurrilen Kombination vermuten lässt, daß es um mehr geht als diese semi-adäquate Zusammenfassung. Nun liegt es also in den Händen von Regisseur Ang Lee diese bildgewaltige sprichwörtliche Odyssee in einen Film zu verwandeln und wenn man sich Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger anschaut, dann weiß man auch, warum es Lee sein musste, der sich dieser Geschichte über eine missglückte Auswanderung annehmen musste. Philosophische, ethische, wie auch zentral religiöse Themen mischt Lee, indem er einfach nur die Kamera auf ein Boot und seine zwei Insassen hält. Es ist ein von Grund auf genial minimalistisches Konzept, daß vielleicht seine Längen zur Mitte hat und dadurch auch mal hier und da seien Reiz verliert. Aber grundsätzlich erweist sich Lee hier erneut als Regisseur des romantischen wie poetischen Kinos. Nun darf man ja zunächst einmal die gesamte Prämisse hinterfragen. Nicht, daß die Ausgangslage so brüchig wäre, daß man das eigentlich müsste. Aber findige Zuschauer werden wohl auch auf den Gedanken gekommen sein, daß gerade eine solch spezielle Idee im besten Fall eben doch mehr ist, als nur eine Idee.

Was Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger nämlich so erstaunlich macht, ist nicht etwa die Frage, wie man das gesamte Drama überlebt, sondern viel eher, daß er Themen wie Kommunikation, Wertschätzung des Lebens, Liebe und Einsamkeit allein in die Gegenüberstellung Mensch und Tiger auf einem Boot zeichnet. Die junge Hauptfigur, die nach und nach lernen muss sich auf dem Meer zurechtzufinden und immer wieder von der Gefahr bedroht wird, daß ein Tiger unter einer Plane an Bord mitreist. Was sich hier zeigt ist, daß das Leben irgendwo willkürlich ist und daß jede minutiöse Planung über den Haufen geworfen werden kann, wenn man das unerwartete nicht einkalkuliert. Lee zeigt eindrucksvoll, daß der Mensch ein unvollkommenes Wesen ist, daß aber eben auch einer gewissen höheren Macht ausgeliefert ist. Denn wie soll man die Lust und Laune eines Tiers einkalkulieren? Eigentlich unmöglich, wie es auch unmöglich ist, die Lust und Laune des Meeres einzukalkulieren. Natürlich ist dann die Frage wie man überlebt und wenn man überlebt oder sehr lange Zeit auf dem Meer überlebt, dann muss da irgendwo Fügung sein. Daß faszinierende ist, daß der Film da unterschiedlichste Lesarten zulässt. Göttliche Fügung, Schicksal, Zufall, aber auch ethisch philosophische Ansätze und damit gibt Ang Lee dem Zustand entweder alle Bedeutung, oder gar keine, oder eben in Teilen, weil nicht alles, ein größeres Ganzes sein muss. So etwa auch, wenn ein Tiger sich irgendwann an den Menschen gewöhnt und seine Triebe zu weiten Teilen zurückstellen kann. Das kann er natürlich nicht.

Wenn man fies ist und vielleicht auch nicht das Bedürfnis hat an Lees Gedankenprozess teilzunehmen, dann würde man den Film vermutlich eine Mogelpackung nennen. Wenn es keinen Sinn gibt, warum sollte ich dann der Geschichte von Pi Patel überhaupt folgen wollen? Und wenn der Sinn, oder die tatsächliche Entwicklung ohnehin über das Leben und die Fähigkeit als Mensch hinausgeht, ergibt es sogar noch weniger Sinn, sich damit zu befassen. Denn dann gibt es keinen Lernprozess oder etwas, worauf der Mensch überhaupt Einfluss hätte. Nun, daß ist richtig, sofern man eben nach einer Moral sucht und sicherlich bietet sich ein Film wie dieser sehr gut dafür an. Man muss das aber nicht tun und letzten Endes funktioniert der Film auch auf einem anderen Level, nämlich dem, der reinen Unterhaltung. Klar setzt Lee hier zum Bedauern aller Cineasten eher auf Effekte, als auf echten Film. Aber es ist natürlich auch so, daß eine solche Geschichte das auch abverlangt. Wie sollte man es sonst machen? Im Film selber kommt es zu einer Umkehr der Machtverhältnisse. Pi ist der Sohn eines Zoodirektors. Einem Ort, wo Tiere entgegen ihres Willens gehalten werden und wo zum Beispiel eine Beengung und Distanz zwischen einem Menschen und einem Löwen zu finden ist. Der Mensch war frei, nun ist Pi aber auf dem Meer mit dem Tiger und muss feststellen, daß die ach so freie und große Welt sehr klein und aussichtslos wirkt. Etwas, woran der Tiger natürlich gewöhnt ist und damit dem Menschen hier überlegen.

Lee zeigt sich hier als brillanter Minimalist, weil seine Grundpfeiler eigentlich nicht viel herben und eigentlich auch insofern keine spannende Handlung erzeugen. Und damit erkennt er aber gleichzeitig, wie irrelevant Geschichten sind. Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger ist kein guter Film, weil dort eine atemberaubend spannende Geschichte erzählt wird, es ist ein guter Film, weil er einfache Kontraste zeichnet, große Fragen stellt und dabei zu großen Überlegungen kommt. Klar, es gibt viele Wege, wie man das letzten Endes deuten kann, doch man hat ja am Ende des Tages auch keine eindeutige Antwort. Insofern ist es ein Film über den Zusammenhalt, und zwar den großen Zusammenhalt. Nicht als soziale Gruppe, Ort, Nation oder Kontinent, sondern als Welt. In ganz einfachen Momenten erklärt Lee, daß das Leben, egal ob verständlicher oder nicht, schützenswert ist. Und er zeigt ebenso auf, daß der Mensch die Aufgabe hat, das zu tun.

Eindringlich erzählt Life of Pi. Schiffbruch mit Tiger eine große Geschichte aus kleinem Ursprung. Als Survivalfilm unterhaltend, als Gedankenexkursion atemberaubend und über weite Teile ein großer, poetischer Film.

Trailer zu Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger

Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger Bewertung
Bewertung des Films
810

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