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Furiosa - A Mad Max Saga

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Sympathy for Lady Vengeance

Furiosa - A Mad Max Saga Kritik

Furiosa - A Mad Max Saga Kritik
2 Kommentare - 07.06.2024 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Furiosa - A Mad Max Saga" ist.
Furiosa - A Mad Max Saga

Bewertung: 4.5 / 5

Als Mad Max Fury Road in die Kinos kam, war der Film höchstens ein beachtlicher Erfolg, aber starkes word of Mouth, long legs, politische Interpretationen und ein Absahnen bei den Oscars, sowie starke nachträgliche Berichterstattung im Feuilleton und immer wieder ein zu starkes Stliiseren des Einflusses dieses Films auf das Action-Genre an sich machten den Film ratzfatz zu einem instant classic.

Die schiere Star-Power von Charlize Theron zu ihrem absoluten Prime sowie eine extrem stark geschriebene Figur machten ihre Furiosa zum gar nicht mal so heimlichen Star des Films. Im Prinzip war es ihre Geschichte, zumindest der Abschluss ihrer Geschichte, und Max war (wie schon eigentlich in den beiden Filmen zuvor) nur das Streichholz, das das Benzin entflammte. Von daher war es gar nicht mal so aufgezwungen, hier eine Frau in den Fokus dieses Männerfilmes zu setzen.

Trailer zu Furiosa - A Mad Max Saga

Anstatt also eine tatsächliche Fortsetzung zu Mad Max zu drehen, machte George Miller also kurzerhand (kann man das mit einer Entwicklungszeit von 9 Jahren überhaupt so nennen?) eine Vorgeschichte zu Furiosa. Kann das gut gehen? Und kann das erfolgreich sein?

Zwei unterschiedliche Fragen, ich fange mal mit der zweiten Frage an:

2. Kann das erfolgreich werden?

Man hört immer wieder aus sehr vokalen Kreisen, dass man ja nicht wirklich frauenfeindlich ist, wenn man sich darüber echauffiert, das alles "weiblichisiert" wird, sondern dass es man es einfach nicht abhaben kann, dass der Mann immerzu marginalisdiert wird. Es wird dann auch immer wieder auf zentrale Filme in der Actionfilmhistorie verwiesen, die man(n) ja gut findet, trotz oder wegen der weiblicher Protaginisten. Immer wieder werden dann Alien und Terminator als Beispiele angeführt. Oder in der neueren Zeit Underworld, Resident Evil oder Atomic Blonde, die Millenium Trilogie und nicht zuletzt der neue Predator.

Deshalb wird ja immer argumentiert, dass man gar nicht frauenfeindlich ist, die genannten Filme sind ja Beweis dafür, man wird nur mißverstanden, und wenn Filme floppen, dann liegt das daran, dass die Filme schlecht sind und uns von den Produzenten eine Agenda auf oktruiert wird, was das Publikum nicht will.

Charlize Therons Furiosa in Mad Max Fury Road ist da tatsächlich ein Beispiel für eine funktionierende Frau in einem Actionfilm und ein Film über diese Person sieht zumindest auf dem Papier nicht ganz sinnlos aus, da ihr Charakter einfach auch mal akzeptiert wurde.

Doch Obacht: Hier wird eine Vorgeschichte erzählt, in der der eigentliche Hauptdarsteller der Hauptreihe eben nicht auftauchen soll, und die Hauptdarstellerin wird zudem ausgetauscht. Kann das tatsächlich funktionieren?

Bevor wir darauf zurück kommen, eine kleine Analyse der beiden starken Frauenfiguren in der ach so guten alten Zeit:

Sarah Connor ist eine ganz normale Frau, die die ganze Zeit über von Kyle Reese beschützt wird und erst ganz am Ende den Knopf drückt, bis dahin ist sie die Damsel in Distress, das zudem dem Stockholm Syndrom Anheim fällt und sich bei erstbester Gelegenheit schwängern lässt. Alles andere als eine selbstbestimmende Frau. Und im zweiten Teil ist sie mehr Getriebene als Aktive und vollkommen traumatisiert, auch ist sie keineswegs der Sympathieträger sondern schmückendes Beiwerk, nie Protagonistin. Das wird auch dadurch untermauert, dass sie plötzlich auch mal aus den Folgefilmen geschrieben wurde. In späteren Terminator Filmen hingegen haben wir immer häufiger den sogenannten Mary Sue Effekt einer übernatürlich starken Frau, was vollkommen der Charakterisierung von Sarah Connor aus den ersten Filmen entgegen steht.

Ripley hingegen überlebt eher zufällig den ersten Alien. Ihre Figur ist keineswegs stark oder sonstwas spezielles sondern ein völliger Normalo. Im zweiten Teil wird ihre Figur zwar behutsam weiter geführt, aber auch hier tappt Hollywood in die "Falle", sie erst tatsächlich zur überlebensgroßen Heldin zu machen als sie zur Mutter wird. Das ist etwas, was das Publikum natürlich gerne akzeptiert und das auch niemandem mit zu viel Testosteron irgendwie als gefährlich für sein Selbstverständnis ansehen würde. Zumal ihr Charakter ja auch im dritten Teil konsequent zu Ende geführt wird. den vierten Teil spare ich mal aus.

Will heissen, "starke Frauen" werden eigentlich im Action-Mainstream nur geduldet, wenn ihre Origin darin besteht, dass sie eben nicht von Anfang an stark sind, sondern durch ein völlig nachvollziehbares Trauma so psychisch verunstaltet werden, dass sie einfach später Bad Ass sein müssen. Ohne diesen Unterbau kommt ganz schnell der Mary Sue Vorwurf.

In die gleiche Kerbe schlagen ja immer auch die Ex- und Sexploitation Reisser alter und neuer Schule, sei es aus männlich-gewaltverherrlichender Sicht (i Spit...) oder eben auch subersiv unterlaufender Sicht (Revenge), wenn sie erfolgreich sein wollen. (Dass das zu einem gewissen Teil auch bei "männlichen" Figuren funktionieren kann, zeigte beispielsweise ein Boorman mit Deliverance, aber das ist eher die Ausnahme, und wurde beispielsweise aber auch direkt mit einem geistigen Nachfolger von einem gewissen Walter Hill mit The Last Americans testosteronstrotzend auch mal ad absurdum geführt).

Wenn man sich nun Predator Prey anschaut, kann man ja argumnetieren, dass dieses trauma ja gar nicht vorhanden ist. Aber bei genauerem Hinsehen haben wir es eben doch da, denn sie wird nicht als gleichwertig angesehen und ist tatsächlich ihrem eigenen Bruder gegenüber ziemlich mißgünstig. Also irgendein Päckchen trägt auch sie. Und sie wird nie als überstark inszeniert sondern als jemand, der schließlich mit ihrem Verstand arbeiten muss.

Furiosa kann also durchaus funktionieren nach diesen Vorgaben.

Aber wenn man sich nun die Inszenierung anschaut, dann unterläuft George Miller die äußeren Gegebenheiten des Genres, damit der Film erfolgreich werden kann, ziemlich konsequent. Warum auch nicht, wem hat der Mann noch irgendwas zu beweisen, dass er ein guter bis exzellenter Filmemacher ist, hat er in seiner Vita zur Genüge gezeigt, warum nicht einen Film drehen, den man drehen will!

Furiosa ist zwar augenscheinlich Opfer, aber sie ist nie hilflos, von klein auf ist sie ungestüm und nicht zu brechen, hat einen eisernen Willen und steht ihrem Gegenüber selbst mit 5 Köpfen kleiner immer auf Augenhöhe gegenüber. Ein psychisches Brechen ist ihrerseits trotz aller physischen Blessuren nie bei ihr auszumachen. Das macht sie ein Stück weit zu einer Art Mary Sue, was ja beim hauptsächlich männlichen Publikum eher auf Ablehnung stösst.

Ganz ungeachtet der Tatsache, dass Mad Max Filme sowieso schon immer ein Nischenpublikum ansprach und jetzt gleich von Beginn weniger Männers in den Film gehen werden, weil Mr Rockatansky fehlt.

Also um die Frage zu beantworten, das kann erfolgreich werden, ist aber von vornherein unter einem schlechteren Stern stehend, weil Darstellerwechsel, Fokuswechsel und inhaltlich mutiger als angenommen.

Stand jetzt geht der Film kommerziell unter.

Was uns zu Frage 1 bringt:

1. Ist der Film gut?

Nur weil wir eine starke Figur haben, die sich nicht unter kriegen lässt, ist ein Film nicht von vornherein schlecht. Und dass Furiosa keine psychsichen Narben haben soll, völliger Quatsch ist, zeigen eindrucksvoll die letzten 15-20 Minuten des Films, wo Miller nochmal sehr explizit zeigt, was der Film eigentlich ist, nämlich eben keine einfache Mad Max mit Frauen in der Hauptrolle Verfilmung sondern eben ein Film über männliche Eitelkeiten und eben doch die Selbstverwirklichung einer Frau und ihre Emanzipation. Dass hier tatsächlich auf den letzten Metern ein Genrewechsel zu einem Rachedrama in Richtung der südkoreanischen Klassiker des frühen Jahrtausends (Vengeance Trilogie von Park-Chan Wook als vermeintliche Speerspitze) vollzogen wird, ist da nur konsequent und eben noch weniger massenkompatibel - es gab nicht wenige, mit denen ich im Kino war, die diesen Teil als schwach und langweilig empfanden. Aber gerade die Art der Kommunikation, die Hilflosigkeit der Aussagen Furiosas, das Weigern seitens Dementus ihr das zu geben, was sie möchte (in vielerlei Hinsicht) zeigen eine sehr deutliche Sprache dessen, was der Gore- und Action-Geek eben nicht wirklich sehen will: Wenn die Frau in so B-Movies leidet, dann leidet sie in der ersten Hälfte und hat gefälligst in der letzten Hälfte eine eiskalter Racheengel zu sein und eben nicht das, was wir hier sehen...

Oder?

Tatsächlich muss ich sagen, dass ich dieses Ende als sehr gut empfunden habe, denn das hat den Film auf eine nächste Ebene gehoben. Aber dazu gleich mehr.

Furiosa ist von vorne bis hinten ein atemloses Epos, das - obwohl über einen Zeitraum von 15 Jahren gehend - nie zur Ruhe kommt und eigentlich keinerlei Ruhepausen hat. das geht soweit, dass alle Charaktere - wenn überhaupt - nur rudimentär etabliert werden, selbst Furiosa ist außer unbeugsam eigentlich kein wirklicher Charakterzug abzulesen. und auch als es zu einer Partnerschaft kommt, die irgendwo Anzeichen zwischen Vater-Tochter vs Geliebte osziliiert, weigert sich der Film, großartig Zugeständnisse an das Tempo, den Inhalt oder das Publikum zu machen, es kommt alles so schnell und geht noch schneller vorbei.

Das Einzige was der Film tatsächlich in den Fokus rückt, ist das männliche Phallus Gehabe, Machterhalt vs Eroberungsdrang, Intellekt der von der Macht erfüllten, und dementsprechend rückt Furiosa in ihrem eigentlichen Film ein bißchen in den Hintergrund (ähnlich Max in Fury Road), um den Demagogen des vorliegenden Films die Bühne zu überlassen.

Und da muss man sagen, dass Chris Hemsworth zu absoluter Topform aufläuft, er sit ein derart überzogener Schurke, dass er einerseits genau in diese Welt passt, aber andererseits ist er ein zutiefst verlorener Charakter, der so viel verloren hat, dass er zu dem wurde, der ist, dass er genau in diese Welt passt. Und sein schlauer Eroberer, der nur erobern kann aber nicht verwalten, passt perfekt in die Sicht auf die Machtmänner dieser Welt und ist in seiner Aktualität mindetsens genauso aktuell wie damals Fury Road.

Alles in allem ist Furiosa eine Wucht zu schauen, eine mehr als würdige Fortset... äh Vorgeschichte, und in keinster Weise irgendwie schlechter, nur anders. Sein Fokus ist ähnlich, aber der Hintergrund ist wie schon bei Fury Road ein versteckter Schalk. Fury Road war im Kern nämlich ein deutlich klassischerer Film, da kam ein Mann, um eine Karwane der Frauen zu retten, hier rettet die Frau sich selbst. (Wobei, es gibt eine Szene, die lässt die Interpretation zu, dass es nicht immer so war...)

Nur dass heute bisher keiner die Muße hat, dies zu erkennen, weil Fusiosa eben weitaus weniger klassisch. In diese kerbe schlägt auch das recht miese und offensichtliche CGI, vor allem am Anfang, wo man fast das Gefühl hat, in einem Zack Snyder versehentlich gelandet zu sein. Doch das Gefühl verleirt man zum Glück schon nach noch nicht einmal 3 Minuten.

Alles in allem ist Furiosa großartiges Kino, das sich vor dem Vor- und gleichzeitig Nachgänger nicht verstecken braucht, DoubleFeauture sollte Pflicht sein.

Die Gegenwart tut dem Film keinen Gefallen, ich denke, die zukünftige Wahrnehmung wird dem Film sehr gut tun.

Letztlich: Bin zwar kein Fan von der Theron, aber Joy kann der Frau zu keinem Zeitpunkt das Wasser reichen, muss sie zum Glück auch nicht, das hier ist die Geschichte, die zu Therons Furiosa führt, und das funktioniert top!

Ob der Film ähnlich wie Fury Road in den Bestenlisten des Actiongenres auftauchen wird? Wohl kaum, dafür bietet er tatsächlich inhaltlich mehr!

9 Punkte

Furiosa - A Mad Max Saga Bewertung
Bewertung des Films
910

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Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.695 | Reviews: 257 | Hüte: 622

Raven13

Jip, danke dir, ich fand den tatsächlich ziemlich gut. In eine ähnliche Schublade passt übrigens auch Blue Eye Samurai, das ich auch komplett und uneingeschränkt empfehlen kann wink

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
07.06.2024 15:17 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.356 | Reviews: 113 | Hüte: 655

@ MobyDick

Eine wirklich schöne Kritik mit Blick auf interessante Aspekte!

Freut mich, dass der Film dich auch so überzeugt hat. smile

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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