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Ein Mann sieht rot

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Ein Mann sieht rot Kritik

Ein Mann sieht rot Kritik

Ein Mann sieht rot Kritik
0 Kommentare - 06.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Ein Mann sieht rot" ist.

Bewertung: 3 / 5

Der erfolgreiche und wohlhabende Architekt Paul Kersey (Charles Bronson) lebt zusammen mit seiner Familie in New York. Bei einem Überfall wird seine Frau ermordet und seine Tochter vergewaltigt und überlebt schwer verletzt. Nach diesem traumatischen Erlebnis wird sie in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Die Polizei tritt auf der Stelle, während sich in Kersey der Wunsch sammelt, seine Familie zu rächen. Als er eines Tages selbst Opfer eines Überfalls wird, kann er sich mit einer Waffe in Notwehr retten. Angespornt durch das Ereignis, zieht Kersey durch New York und jagt Verbrecher und tötet sie. Innerhalb kurzer Zeit geht die Kriminalitätsrate tatsächlich zurück. Während das Volk Kersey feiert, kommt die Polizei ihm langsam auf die Schliche.

Geschichten mit doppeltem Boden gibt es nur dann, wenn man nicht gerade darauf wartet, daß es etwas Bahnbrechendes, bewegendes oder derlei Dinge in die Wendung oder ins Finale des Films schaffen. Gerade heute werden Geschichten ja nur noch zwecks Effekt überhaupt kreiert, den Anschein teilen ja die großen Kritiker des modernen Blockbuster-Kinos auch. Und so ist natürlich die Frage, wie komplex Filme überhaupt sind. Wenige achten auf Nuancen, noch weniger auf Inhalt und so ist Film Unterhaltung. Romantisierend, wird dann gesagt, dem wäre nicht immer so gewesen. New Hollywood, daß aber auch mal mehr, mal weniger kommerziell erfolgreich war. Und das große Blockbuster-Kino der 1970er und 1980er Jahre war auch da schon sehr konservativ. Insofern hat sich eigentlich kaum etwas getan, weswegen man einen Film wie Ein Mann sieht rot genauso betrachten kann, wie man ihn eben schon vor Jahrzehnten betrachten konnte. Dem liberalen Amerika zu reaktionär, dem rechten Amerika eine Bestätigung. Doch ist dieser Film überhaupt so banal, oder so einfach, wie es den Anschein hat. Nun in jedem Fall spricht man definitiv von einem Propaganda-Film, der ähnlich rechte Themen bedient, wie sie auch heute noch zu finden sind.

Ein Architekt verliert seine Frau bei einem Überfall, bei dem auch seine Tochter das ganze Drama nur knapp überlebt. Vergewaltigung und Blut sind das, was diesem Mann das Leben schlagartig verändert. Und an der Stelle muss man sagen, ist Michael Winners Film in keinster Weise zimperlich, oder, um es einfacher zu sagen, er ist kaum anzusehen. Das ist natürlich auch gut konstruiert, weil alles, was dem nun folgen wird, als Legitimation von Selbstjustiz herhält. Selbstjustiz ist im modernen Kino ja relativ präsent. Nicht umsonst thematisieren Werke wie The First Avenger: Civil War (2016) oder auch Batman v Superman: Dawn of Justice (2016) jene Fragen. Insofern ist das Thema allgegenwärtig. Was Selbstjustiz in erster Linie aussagt, ist, daß der Staat versagt hat. In welcher Form auch immer, ist dann erstmal egal und was an zweiter Stelle steht, aber dann überhand gewinnt, ist auch für Ein Mann sieht rot so wichtig. Es geht nämlich um Emotionen. Häufig finden wir Gewalt dann erträglich, wenn es um schützenswerte Gruppierungen, wie etwa Kinder oder Behinderte geht. Und dann finden wir aber auch nie eine universelle Antwort auf die Frage nach Gewalt. Insofern werden ja Themen wie die Todesstrafe am laufenden Band diskutiert. Und auch ich habe da keine allumfassende Lösung parat. Doch vielleicht ist das schon ein Problem, was der Film hat. Denn in seinen Grundzügen können wir als Zuschauer schon nachempfinden, warum er nun dazu übergeht, seine eigene Form von Gerechtigkeit umzusetzen, doch wir wissen auch, daß das, was folgt, willkürlich erscheint.

Und das ist eben der Punkt, an dem Ein Mann sieht rot ein unglaublich komplexer Film wird. Weil es im Kern erstmal darum gehen sollte, Rache zu üben. Doch die Punks, oder Männer, die seiner Familie das antaten, spielen im weiteren Verlauf für Paul Kersey keinerlei Rolle mehr, sie tauchen nicht einmal mehr auf. Doch die Gewalt geht weiter, vielleicht wird sie sogar nur noch drastischer, gerade weil sich Kersey eingeschaltet hat. Diese Frage wird dann sogar von den Medien und vom Staat diskutiert. Die Exekutive, in Form der Polizei wirft das in den Raum und duldet eben keinerlei Gewalt von Privatpersonen. Doch wenn man seine eigene Familie verliert, dann scheint einem das wohl zunächst egal. Als wortkarger Antiheld funktioniert Charles Bronson in diesem Neo-Western sehr gut, weil er eben das richtige, grimmige Gesicht, für diese grimmige Geschichte hat. Und ja, man sollte den Film definitiv als Neo-Western begreifen. Auch dort sind die Regeln relativ willkürlich und immerhin spricht Kersey im Film selbst auch vom Land der Entdecker und Pioniere, insofern ist klar, auf was Regisseur Michael Winner da im weiteren Verlauf hinaus möchte. Grundsätzlich ist es nämlich auch eine Frage, mit der man sich nach wie vor befassen sollte. Was passiert denn, wenn der Staat versagt? Was dann passiert haben wir ja durchaus in der Geschichte schon gesehen, aber es geht auch anders, wie etwa der Sturm auf das Kapitol bestätigt. Und daher ist der Film auch so unangenehm.

Die Parallelen zu Dirty Harry (1971) sind dabei überdeutlich, wobei dieser Film hier ja noch ein wenig perfider ist, weil sein Protagonist eben kein geschulter Schütze ist, sondern eine Privatperson. Erstaunlich dabei ist, wie es Winner gelingt, in Ein Mann sieht rot zwei Welten zu porträtieren und damit die Oberschicht und die Unterschicht gegeneinander auszuwerten. Nun ist das zwar im weiteren Verlauf kein Konflikt zweier Kasten, doch es ist eben auch klar, daß ein Mann hier von oben kommt und dann in den tiefen Morast blickt. Interessant dabei ist, daß Winner sowohl die dargestellte Welt, als auch die Gewalt unkommentiert lässt. Das heißt, man könnte auch zu einem ganz anderen Schluss kommen, was den Film wie gesagt sehr komplex macht. Aus heutiger Sicht sogar total absurd, weil Leerstellen im Film, oder ein Deutungsgleichgewicht eigentlich so nicht mehr stattfinden. Das Genrekino ist tot und jeder Blockbuster wird extra darauf gemünzt, damit er ja niemanden anpisst, der im liberalen Zeitgeist sehr wichtige Positionen einnimmt. Nun ist das zwar auch nur die Kompensation und Kehrseite der Politik, aber ja, es sind im Kino nur noch Fronten zu erkennen.

Skandalöser Film und wenig Inhalt. Ein Mann sieht rot ist ein wichtiger und paradoxerweise komplexer Film, der die Gemüter erhitzen kann. In dem Fall aber nicht nur mit pubertärem Gepickse, sondern dadurch, daß das, was gezeigt wird, eine Frage in den Raum wirft, die immer individuell zu beantworten bleiben wird. Und dadurch ist der Film so wichtig.

Ein Mann sieht rot Bewertung
Bewertung des Films
610

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