AnzeigeN
AnzeigeN

Der mit dem Wolf tanzt

Kritik Details Trailer News
Der mit dem Wolf tanzt Kritik

Der mit dem Wolf tanzt Kritik

Der mit dem Wolf tanzt Kritik
0 Kommentare - 09.06.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der mit dem Wolf tanzt" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der Nordstaaten Lieutenant John J. Dunbar (Kevin Costner) wird im Krieg verletzt und daher soll ihm ein Bein amputiert werden. Die Vorstellung bereitet Dunbar großes Unbehagen und so nimmt er sein Pferd und reitet vor den Feindeslinien auf und ab. Die Kugeln seiner Feinde verfehlen ihn und es gelingt ihm für die Nordstaaten dadurch einen Sieg zu erringen. Daraufhin wird er von der Front wegbeordert und nimmt auf eigenen Wunsch den Ausbau eines Außenpostens in Angriff. In dieser verlassenen Gegend gibt es nichts und er genießt seine Zeit in der freien Wildnis. An seiner Seite sind nur sein Pferd und ein einsamer, immer wiederkehrender Wolf.

Weite, karge Landschaften und das Leben in der Natur. Alles wirkt rein und empfänglich, ganz im Gegenteil zu dem Blutbad, aus dem John Dunbar stammt. Ein unentdecktes Land findet sich vor, eine Gesellschaft und Gebräuche, die man nicht versteht, weil sie eine andere Sprache sprechen und dann die schier endlose Einsamkeit. So müssen sich wildfremde Menschen im Vertrauten fühlen. Oder eben vertraute Menschen im Wildfremden. Der mit dem Wolf tanzt ging zu Beginn der 1990er Jahre in die Geschichte ein und wird retrospektiv noch immer geschätzt, wenngleich nicht alles mit der Zeit gegangen ist. Ein weißer Retter unter dem Volk der Indigenen? Das ist zu viel des Guten. Ebenso, wie es die klaren Rollenbilder mit Aktivität und Passivität unterschrieben. In diesem Werk muss man nicht lange suchen, um einen Dorn im Auge zu finden. Und dennoch fällt einem das schwer. Es ist diese super schlaue Erkenntnis, infrage zustellen, ob ein Film diese immense Laufzeit füllt oder überhaupt braucht. Und ja, wenn man ganz kleinlich ist und ehrlich zu sich selber, dann könnte Kevin Costner die gleiche Geschichte auch in kürzerer Zeit erzählen. Doch er ist verliebt, verliebt in den Himmel, verliebt in die Einsamkeit und die melancholische und paradoxe Schönheit, die in diesen unzähligen Tagebucheinträgen liegt. Es erinnert an die ach so schöne Vergangenheit, die es nie gab und die der Film ebenso anprangert. Romantik im Sachlichen und ohne große Umschweifungen auf den Kern gebracht.

Sicherlich ist Der mit dem Wolf tanzt an offensichtlichen Merkmalen zu kritisieren und es ist sicherlich auch irgendwo ein zäher Film. Interessant ist aber, daß Costners Werk hier vor allem mit Gegensätzen spielt. Waren viele Western der vergangenen Tage doch relativ nüchtern und kalt, so stellt er das Leben hin in den Vordergrund. Gewalt wird gegen verträumte Blicke gen Himmel getauscht. Sexueller Missbrauch und die Entwertung der Frau gegen sinnliche Liebe. Ein klares Feindbild im Bunten wird gegen die uniformierte Struktur getauscht. Es sind einfache, aber sehr effektive Kontraste, die alle ihren Platz haben. Und damit erweist sich der Film als nachdenklich, vielleicht manchmal nachdenklicher, als es ihm lieb wäre. Immerhin ist es eben anstrengend da den roten Faden auch die gesamte Laufzeit über nicht aus den Augen zu lassen. Doch Der mit dem Wolf tanzt will auch eben ein sinnlicher Film bleiben. Einer, der an den Zusammenhalt appelliert, vielleicht das, worin sich Konservative und Liberale, wie auch Linke und vielleicht sogar Nationalsozialisten Menschen einig wären. Natürlich ist das abhängig davon, mit wem man solidarisch sein möchte, aber grundsätzlich stellt Costner universell heraus, daß wir als Menschen eben Rudeltiere sind. Fast wie Wölfe und da ist er wieder Gegensatz zu dem, was viele Momente im Film eben zeigen. Einen einsamen Mann und damit kratzt der Film vielleicht sogar ein wenig an der männlichen Stereotype, wenngleich er an anderen Stellen natürlich klare Rollenbilder auch befeuert.

Denn diese Einsamkeit, die John Dunbar durchlebt, führt ihn, eines Tages unmittelbar zu den Sioux-Indianern. Ein Dilemma, denn man ist Feind mit ihnen. Dennoch ist das nicht das größte Dilemma im Film. Denn was nun unweigerlich daraus folgen muss, ist ein Konflikt und der Konflikt, den Costner hier wählt, zeichnet den, der viele Konflikte widerspiegelt. Es wird nämlich unweigerlich zur Sprachbarriere kommen. Dunbar spricht Englisch und die Sioux ihre ganz eigene Sprache. Insofern mag Der mit dem Wolf tanzt ähnlich interessant für Linguisten sein, wie es Arrival (2016) ist. Was Costner damit sagen möchte ist, daß wir als Menschen natürlich auf keinen Fall verlernen sollten, miteinander zu sprechen und daß alles, was fremd ist, eben nicht zwangsläufig auch eine Gefahr für uns darstellt. Ganz sinnlich kommt es dann zur Verbrüderung, natürlich auch über eine Verbindung. In diesem Sinne steht der Film Pocahontas (1995) oder Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009) in nichts nach. Wobei der Unterschied hier vielleicht ist, daß Costner den äußeren Konflikt um die Armee, wie auch die Frage der Zugehörigkeit nicht allzu hoch ansetzt. Viel eher soll es im Film um Schönheit und Liebe gehen, so kitschig das auch klingen mag. Aber es fehlt dann eben an Zeit für den großen Knall und das klingt erstmal sehr salopp und sehr einfach gedacht, führt aber unweigerlich dazu, daß man sich im Kern ganz andere Fragen stellt. Denn es geht sofort darum, Brücken zu bauen. Also symbolisch gesprochen natürlich und ohnehin knallt es in diesem Western auch relativ wenig, was eine weitere Antithese zum Genre darstellt.

Nun mag es stimmen, daß die Figurenzeichnungen in Der mit dem Wolf tanzt durchaus recht einfach und eindimensional geworden sind. Dunbar ist eben ein Held, wie man ihn aus vergangenen Tagen kennt. Aber der gesamte Film ist ja auch als eine Reminiszenz ausgelegt und insofern fügt sich das in das Konzept. White-Savior sind in der Regel zwar nicht gut gealtert, wobei es natürlich auch irgendwo dienlich ist, um eine Perspektive einzunehmen. Denn Opfer-Täter-Fragen werden dadurch natürlich zwangsläufig aufkommen und perspektivisch behandelt. Und dadurch ist natürlich auch klar, wo, wer zu finden ist und wo eben nicht.

Etwas behäbig und verträumt wandert Der mit dem Wolf tanzt über eine zu lange Laufzeit hinaus. Es ist ein guter Film, sehr gut und sehr melancholisch und nachdenklich. IN vielen Momenten kritisch und dennoch hoffnungsvoll. Gibt es ja auch nur noch selten.

Der mit dem Wolf tanzt Bewertung
Bewertung des Films
810

Weitere spannende Kritiken

Black Panther - Wakanda Forever Kritik

Black Panther: Wakanda Forever Kritik

Poster Bild
Kritik vom 23.06.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Nach dem Tod von König TChalla ist Wakanda in großer Trauer und steht vor einer existentiellen Krise. Immer mehr Staaten versuchen an das seltene Metall Vibranium zu kommen. Unterdessen trauert die Königsfamilie um Königin Ramonda (Angela Bassett) und Shuri (Letitia Wright) um d...
Kritik lesen »

Thor - Love and Thunder Kritik

Thor: Love and Thunder Kritik

Poster Bild
Kritik vom 23.06.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Thor (Chris Hemsworth) ist nach seinem Sieg über Thanos mit den Guardians of the Galaxy unterwegs. Doch eines Tages trennt er sich von der Gruppe und muss feststellen, daß der mysteriöse Gorr (Christan Bale) Jagd auf alle Götter macht. In New Asgard trifft er auf die Königi...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY